GuSp Sommerlager Zeitlarn

Nun ist man also wieder zuhause angekommen; aus dem Esszeug hat man ein Lebensband vom letzten Geländespiel rausgefischt und am Schmutzwäschesack noch einmal wehmütig geschnuppert, um die verschiedenen Layers von Lagerfeuer, Feuchtigkeit und Gelsenspray aufzunehmen.
Spätestens da kommen Erinnerungsbausteine an diesen einen ruhigen Ort in Bayern hoch, an dem man nicht nur 14 Tage Lageralltag, sondern auch das ein oder andere Paar Schuhe zurückgelassen hat…

Doch was genau haben die GuSp dort alles erlebt? Lasst uns gemeinsam zurückblicken:

Am 15. Juli, etwas später als sonst, haben wir vom Wiener Hauptbahnhof aus die Reise nach Zeitlarn angetreten. Alles ist nach Plan verlaufen; lediglich die öffentliche Buslinie ab Regensburg ist für 27 GuSp samt Gepäck platztechnisch weniger gut ausgelegt. Wie sich später noch herausstellen sollte, ist diese Reiserichtung dennoch die wesentlich nervenschonendere…
Der Anreisetag ist zwar heiß, aber die Zelte stehen trotzdem schnell. Der weitläufige Lagerplatz ist in verschiedene Segmente unterteilt: es gibt einen FlaPa-Platz, einen Gastgarten und eine Hütte zum Essen, genügend Wiesenfläche zum Spielen, und eine windgeschützte Lagerfeuerstelle, die am ersten Abend gleich eingeweiht wird. Bei dieser Gelegenheit werden allen die rot-weiß-roten Auslandshalstücher umgehängt, die für die kommenden zwei Wochen die blau-weißen 19er-Halstücher ersetzen bzw. ergänzen.

Am Sonntag werden die Lagerbauten errichtet – Jurte, Anschlagtafel, Müllstelle und eine Kochstelle aus zwei großen Dreibünden; ausgestattet mit Ziegelsteinen, einer großzügigen Gatschschicht und einer angenehmen Arbeitshöhe.
Am Nachmittag wird ausgiebig der nahegelegene Regen erkundet. Ein kleiner Fußweg über die Ortsstraße führt zu einem angestauten Gewässer, das Alte Donau-Vibes versprüht; angereichert mit Wasserpflanzen und – Iiiiiigittigitt! – uuuuuuur vielen Wasserwürmern. Der Staumauer folgend gelangt man durch knöcheltiefes Wasser zu einer kleinen Insel, auf der man vor dem nächsten Wasserringen oder Schlauchbootmanöver inne halten kann.
Am Abend kommen überraschend ritterliche Gestalten vorbei; allen voran König Artus, Lady Guinevere und Zauberer Merlin. Wie sich zeigt steckt im hinteren Teil des Lagerplatzes ein Schwert bis zum Griff im Boden, das der Legende nach nur der rechtmäßige König Britanniens rauszuziehen vermag. Nachdem es die angereisten ReckInnen aus dem fernen Ostarrichi nicht schaffen, gelingt es dem anwesenden König Artus mit Leichtigkeit, worauf sich Lady Guinevere (verständlicherweise) unsterblich in ihn verliebt; nachdem Zauberer Merlin für die beiden eine Blitzhochzeit arrangiert, gestalten die 5 Clans aus Ostarrichi Wappen für die kommenden zwei Wochen, da sie sich dazu entschlossen haben, Teil von Artus’ Tafelrunde sein zu wollen.

Am 17. Juli war es Zeit, Regensburg unsicher zu machen. Diese größere Stadt an der Donau kann sogar mit einer eigenen Donau-Insel aufwarten, allerdings stehen dort ansehnliche Häuser aus dem Mittelalter und keine TOI-TOIs vom letzten Festl drauf – pathetic!
Nachdem alle Klopapierrollen getauscht waren und nur “wichtiges” Klumpert besorgt werden konnte, geht es am Lagerplatz zum ersten Patrullenkochen über; die tags zuvor gebauten Kochstellen erweisen sich dabei als stabil und solide.
Am Abend werden eifrig die Wanderrucksäcke für die bevorstehende 2-Tages-Wanderung gepackt; mit der Vorfreude auf die Erkundung der niederbayrischen Landesebene endet dieser äußerst programmreiche Tag.

Am Dienstag startet die 2-Tages-Wanderung bei strahlendem Sonnenschein in Loch bei Regenstauf (Geheimtipp!). König Artus hatte den GuSpis traurig mitgeteilt, dass seine geliebte Guinevere nach Kallmünz entführt worden ist und auf der dortigen Ruine gefangengehalten wird.
Ohne zu zögern machen sich unsere Ritterleins in das 17 Kilometer entfernte Kallmünz auf, wo sie diesem Verbrechen auf die Spur gehen wollen. Dabei stellt sich heraus, dass die bayrischen Wanderwege auch nur simple Wegmarkierungen und Wegweiser zu bieten haben; keine Brotkrumen bis zum Zielort oder neonbeleuchtete Riesenschilder – frech!
So kommt es, dass ein paar Wagemutige das gesamte Tageslicht ausnützen und erst zum Abendessen in der Unterkunft eintreffen. Alles in allem ist die Stimmung dennoch gut, weil die GuSpis beim Edeka das überaus vielfältige Spezi-Sortiment entdeckt haben und genießen.

Nachdem wir die Nacht in einem Bett mit Matratze(!) verbringen konnten, sind alle Wirbel wieder eingerenkt und genügend Endorphine im Blutkreislauf. Zauberer Merlins magische Kräfte haben zudem geholfen, die schöne Guinevere aus der Ruine Kallmünz zu befreien.
So beginnt der zweite Wandertag mit viel Motivation und für manche mit gourmethaftem Edeka-Leberkäse; vier am Vortag noch leicht angeschlagene GuSpis können den Weg zurück nach Schwaighausen mitbestreiten. Gefühlt ist der Retourweg für unsere Wanderratten natürlich vieeeeeel zu leicht; früher am Lagerplatz in Zeitlarn anzukommen ist ihnen aber auch nicht unrecht.
Der späte Nachmittag klingt beim Regen mit viel Spaß und Freude aus – so viel überschwänglicher Freude, dass der erste (und nicht letzte) Spitalsbesuch im renommierten Universitätsklinikum Regensburg ansteht.

Am Donnerstag ist nun endlich Zeit, die müden Glieder nach der Wanderung auszustrecken; für GuSp heißt das im Klartext: bewegen, bewegen, BEWEEGEEEN!!1! – und ein bisschen für die Messerprüfung ablegen.
Am Nachmittag wird für das zweite Patrullenkochen vorbereitet. Ein Holzbrett mit rostigen Nägeln führt dabei unweigerlich zum zweiten Besuch des Universitätsklinikums Regensburg, wo das Ausfüllen der Formulare bereits routiniert schneller von der Hand geht. Während das restliche Patrullenkochen unfallfrei verläuft, zeigt sich im Nachhinein mal wieder die Weisheit: Gatscht du nix, glost es viel.
Am Abend findet ein Spaß-Lagerfeuer statt (was eigentlich tautologisch ist, da jedes Lagerfeuer Spaß macht – hihi). Inhaltlich stehen neue Folgen der allseits beliebten Serie “Pfadfinder vs. normale Menschen” am Programm, genauso wie eine äußerst ausführliche und interaktive Nachstellung der nordischen Mythologie.
Am Ende des Tages wählen sich ein paar Nachteulen als besonderes Highlight die Herausforderung “Durchmachen am Lagerfeuer” aus; mit einem selbst entwickelten Wache-Plan und genügend Tee, Zucker, Snacks, Zucker, Dextro Energy und Zucker meistern sie diese Herausforderung bravourös.

Der Freitag Vormittag bringt uns abermals strahlendes Wetter und dazu ein Geländespiel by Ella, im Zuge dessen Zeitlarn unsicher gemacht wird. Kreidebuchstaben auf dem Asphalt führen zu einem Lösungswort, dürfen aber von jeder Gruppe mit Wasser unlesbar gemacht werden, weil das GuSp-Leben nunmal total umpferd und kein Ponyhof ist.
Am Nachmittag stellt uns der Lagerplatz netterweise Kanus und Kajaks zu Verfügung, mit denen wir den Regen stromaufwärts paddeln. Weil auch diese körperliche Beschäftigung zu lasch für unsere (zu?) gut genährten Kiddies ist, gibt es am Ende ein Wettpaddeln zurück zum Ausgangspunkt.
Am Abend wird König Artus’ Tafelrunde zusammengehornt: ein Ritterturnier steht morgen ins Haus – HUSSAR! Doch nach dem Wettpaddeln zeigen sich bei den tapferen ReckInnen aus Ostarrichi bereits erste Ermüdungserscheinungen…
Hofnarr Dagobert, Spezialist gschmackiger Datensalate, weiß von einem Heiligen Gral zu berichten, der aus jedem eingerosteten Ritter eine geölte Kampfbüchse macht. König Artus kommt eine zündende Idee: Da sich der Gral höchstwahrscheinlich unter den Esssachen der GuSp verbirgt, lässt er kurzerhand deren Geschirr einsammeln und in eine Truhe sperren, damit es später nach dem Gral durchsucht werden kann (echte Ritter essen ohnhin nur Suppe aus Brotlaiben *skrrr).
Weil zu einem gstandenen Ritterturnier auch ein großes Festmahl gehört, sammeln die Kiddies am Ende des Tages Lebensmittel von den umliegenden Bauern ein und versuchen diese über ein freies Gelände zu transportieren, wo bereits üble Gauner und Wegelagerer lauern. Was man nicht alles tut für den frischgebackenen Herrscher Britanniens!

Abenteuerlich und weiterhin geschirrlos beginnt der Samstag – Artus’ Schergen konnten den Gral noch nicht ausfindig machen.
Deshalb suchen die 5 Clans aus Ostarrichi am Vormittag einige Mitglieder der Tafelrunde auf, um weitere Hinweise auf den Gral zu erhalten. Bekanntlich gibt es aber ohne Fleiß kein’ Hinweis; so müssen sich die GuSpis bei Zauberer Merlin im Feuer machen üben, für Lady Guinevere ein modisches Stecktuch gestalten, Sir Lancelot helfen eine Zimmernummer ausfindig zu machen, für Sir Gawain eine neue Lanze zuspitzen und diese sogleich in einem Trainingsparcours testen, und dem Hofnarr (“Barden”) Dagobert beim Strophen dichten eines ritterlichen Liedes helfen.
Vor dem verdienten Mittagessen tragen die Clans ihre Hinweise zusammen und können mit vereinten Kräften und der Unterstützung der Tafelrunde eine rätselhafte Holztruhe ausfindig machen, die sich aber nicht öffnen zu lassen scheint – hat das etwa mit der Kraft des Heiligen Grals zu tun?!?!??
Aufgrund von Öffnungsschwierigkeiten muss das große Ritterturnier am Nachmittag nun ohne Gral stattfinden – the Show must nun mal go on! Die 5 Clans betreten die Arena am Regen und messen sich im Kanülenschießen und Schlangenwasserball; dabei führt ein spitzer Stein unter Wasser zum bereits dritten Besuch des Universitätsklinikums Regensburg, das uns bereits freudig mit offenen Toren in Empfang nimmt.
Nach dem munteren Kräftemessen wird am abendlichen Lagerfeuer beraten, was mit der ominösen Holzkiste zu tun sei; immerhin konnte das Ritterturnier auch ohne Gral stattfinden – wozu also noch diese Kiste aufheben? Artus und Guinevere wollen die Kiste ins Feuer werfen, doch Merlin interveniert; wenn diese Holzkiste tatsächlich magisch sein soll, kann ihr das Feuer nichts anhaben – Artus muss sie natürlich mit seinem magischen Schwert zerschlagen!
Doch… was ist das??? Beim vermeintlichen Zerschlagen springt die Kiste auf und es kommt… der Heilige Gral zum Vorschein!!!1! Deshalb hatten die Kiddies also genügend Kraft für das Turnier – der Gral war die ganze Zeit über mitten unter uns. Tja, manche Geschichten, die das Leben so schreibt, wirken fast wie erfunden (und in diversen Planungssitzungen ausgedacht)…
Zum Abschluss des Lagerfeuers dürfen wir uns auch über ein paar Verleihungen freuen. Danach kündigen schräge Akkorde und lausiger Gesang die Abgabe aller Armbanduhren an; am folgenden Tag wartet nämlich ein zeitloser Klassiker auf uns…

 

Am Sonntag, den 23. Juli, spielt Zeit für die GuSpis keine Rolle; umso mehr aber für die Gemeinde Zeitlarn, die mitten auf unserem Lagerplatz das 850-Jahr-Jubiläum (nach-)feiert, da der Ortsteil Regendorf bereits 1172 erstmals urkundlich erwähnt wurde (dass es sich eigentlich um eine 851-Jahr-Feier handelt ist nur einer von vielen Scams auf diesem Lager – für nähere Ausführungen bitte bei den GuSp nachfragen).
So kommt es, dass bereits in der Früh ein Mikrofoncheck für die bevorstehende Messe großes Interesse bei den Kindern (und dadurch Schlafende auf-)weckt. Ein festlicher Fahnenzug mit Pauke und Trompeten stimmt schließlich den Beginn der Festivitäten an.
Auf der sonst leeren Spielwiese kann man heute mit Pfeil & Bogen schießen, am Glücksrad drehen, mit Feuerwehrschläuchen herumspritzen oder zünftigen Blasmusik lauschen (“EIN PROOOOOSIT, EIN PROOOOOSIT…”). Gegen Hunger und Durst gibt es unter anderem Bratwurstsemmeln oder selbstgemachte ukrainische Teigtaschen, die eine hier ansässige Flüchtlingsfamilie in Tracht anbietet.
Am Abend findet schon fast pflichtgemäß die GuSp-Disco statt, bei der strenge Türsteherinnen diesmal aufs Alter achten (< 14), sowie Knicklichter und Traubenzucker verteilen. Zum Abschluss des Tages bringt der gute Nasolaus allen wieder die Armbanduhren zurück.

Am Montag kräht der imaginäre Hahn für unsere GuSpis früher als sonst – Warum? Weil wir boshaft sind, MUHAHAHAHA! (und weil wir auch die Bavaria Filmstudios in München besichtigen wollen). Wie der Zufall so will, ist unser netter Lagerplatzverwalter auch Busfahrer, weshalb er es sich nicht nehmen lässt, unsere müde Meute in die Hauptstadt zu führen.
Nach einer heiteren Anreise voll spannender Gesprächsthemen, die die GuSp-LeiterInnen vergessen wollen aber nicht können, stehen wir am Zufahrtstor eines 30 Hektar großen Produktions- und Dienstleistungsunternehmens der deutschen Film- und Fernsehbranche. Hier wurden Kinokracher wie “Weltraumschiff I startet” (1940), “Die türkischen Gurken” (1962) oder “Schtonk!” (1992) gedreht, aber auch Fernsehproduktionen wie “Rentnercops” oder “Tierärztin Dr. Mertens”.
Als erstes großes Highlight steht das Drehen eines eigenen Kurzfilms am Programm; eine junge und (zum Glück) sehr geduldige Regisseurin klopft zu Beginn bei unseren Kiddies ab, was denn der Inhalt unseres Streifens werden soll. Fazit: Hauptsache Leichen, Hauptsache pulverisiertes Dextro Energy… Nachdem wir zerknirscht erklären, dass unsere GuSp eigentlich ganz normale Kinder sind, kann der Dreh unseres Krimis mit einer professionellen Kamerafrau beginnen; Topic ist der Raub der renomierten “Dextro-Bank”. Neben den üblichen Schauspieler-Rollen werden auch drei Tontechniker-Posten vergeben; durch die vielen Re-Takes und Kamerapositionen wird für alle schnell ersichtlich, warum sich Film- und Fersenhproduktionen in der Regel über viele Monate hinziehen.
Während am Nachmittag unser Kunstwerk fachgerecht geschnitten wird, bekommen wir eine Führung durchs Filmgelände. Neben einer originalgetreu nachgebauten Filmstadt können wir in großen Lagerhallen diverse Filmsets wie “The Magic Flute“, “Jim Knopf & Lukas der Lokomotivführer”, “Hui Buh & das Hexenschloss”, “Das Boot” oder “Asterix und Obelix gegen Cäsar” bewundern.
Nach den absolvierten Fußmeilen sind wir schon äußerst gespannt auf unser filmisches Endprodukt; in einem Vorführraum bekommen wir nun endlich die Gelegenheit dazu. Das Resultat ist… WUNDERBAR! Jubel bricht aus, Freudentränen fließen. Vergessen sind mit einem Mal all die stümperhaften Homemade-Videos von früher, die Eltern und Verwandte über Wanderausflüge in die entlegensten Winkel Österreichs mühsam mit Windows Movie Maker zusammengeschustert haben. Viennale, wir kommen!

ALLES FOTO